„AfD“ Rhein-Sieg filtert Gästeliste politisch

Die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland“ Rhein-Sieg hat zu einer Veranstaltung mit der Europapolitikerin Beatrix von Storch eingeladen, jener Frau also, die am letzten Sonntag bei „Anne Will“ noch behauptete, die Kanzlerin werde nach ihrem Rücktritt aus Sicherheitsgründen nach Chile auswandern. Eigentlich gibt es also wenig Grund, sich einen Abend lang diesen verwirrten Thesen auszusetzen. Dennoch hat sich Sebastian Unrecht für die Veranstaltung angemeldet und wollte sich anhören, was die „AfD“-Politikerin so berichten werde. Sebastians Problem: Er ist Juso-Vorsitzender in Meckenheim.

„Da die ‚AfD‘ im Geheimen tagt, so wie man das sonst nur von der NPD kennt, habe ich mich wie gefordert kurz nach Terminbekanntgabe angemeldet. Dann kam später die Rückfrage, ob ich Juso-Mitglied sei. Die ‚AfD‘ durchleuchtet also erst einmal ihre Gäste auf ihre politische Gesinnung. So war es auch nicht allzu überraschend, dass kurz vor der Veranstaltung der Hinweis kam, dass ich leider aus angeblichen Platzgründen nicht teilnehmen könne. Dass der Grund vorgeschoben ist, erkennt man leicht daran, dass die ‚AfD‘ kurz vor der Absage noch auf ihrer Facebookseite die neuen Gäste begrüßt hat, die sich angeblich wegen eines Artikels in der Lokalpresse angemeldet und Platz gefunden haben“, erklärt Sebastian Unrecht die Praxis der Rechtspopulisten, sich ein wohlgesinntes Publikum zusammenzustellen.


Verwunderlich ist diese Praxis auch, weil sich die „AfD“ so oft beschwert, dass ihnen niemand einen Raum vermieten möchte. Wenn sich die „AfD“ die Gäste aussucht, ist das anscheinend in Ordnung, wenn ein Gastwirt das tut, angeblich demokratiefeindlich. Deshalb befindet der Juso-Kreisvorsitzende Mario Dahm: „Die AfD ist eine Partei der Doppelmoral, die sich als Opfer stilisiert, wenn sie keine Räume findet oder nicht zu Talkshows eingeladen wird, dann aber im Gegenzug ihre Gäste politisch überprüft und filtert. Wer sich so abschotten muss, möchte nicht diskutieren, sondern in Ruhe seine von Fakten ungetrübte Hetze verbreiten. Frau von Storch scheint dafür auch genau der richtige Gast zu sein. Da stören andere Meinungen und Argumente grundsätzlich.“

Wer der „AfD“ für eine wählbare Partei hält, dem empfehlen die Jusos die Lektüre des Facebook-Auftritts der monothematischen Gruppierung. „Sowohl die Posts als auch die Kommentare sind sehr aufschlussreich. Dabei findet man nicht nur Hetze gegen Flüchtlinge, die u.a. als ‚Wilde‘ oder ‚Assipack‘ diffamiert werden, abenteuerliche Verschwörungstheorien oder Lobhymnen auf den rechtsextremen Front National, sondern auch vieles, das vom Niveau noch weit darunter liegt. Bei der ‚AfD‘ Rhein-Sieg findet man z.B. den Aufruf „Wir ficken die alt Parteien“ [sic], auf der Seite des Kreisvorsitzenden Matzke wünscht sich eine Kommentatorin das Köpfen der Bundeskanzlerin. Das ist kein politische Diskurs, das ist widerwärtig“, so die beiden Jungsozialisten.

Bezüglich des letzteren Kommentars haben die Jusos inzwischen Anzeige wegen des Aufrufs zu einer Straftat erstattet. In diesem Zusammenhang hoffen die Jusos auch, dass die Rolle des „AfD“-Kreisvorsitzenden beleuchtet wird, der solche Äußerungen der Öffentlichkeit zugänglich macht. Dass die schlimmste Hetze in den Kommentaren der Seite stattfindet, entlastet die „AfD“ nach Ansicht der Jusos dabei nicht. Auf Seiten der SPD werden rassistische und volksverhetzende Kommentare entfernt. Die selbsternannte „AfD“ scheint dazu nicht gewillt zu sein.

Die Jusos abschließend: „Bei der Warnung vor den Rechtspopulisten geht es nicht darum, die Sorgen der Menschen nicht ernst zu nehmen. Dennoch muss sich jeder, der die ‚AfD‘ für eine Alternative hält, damit auseinandersetzen, mit welchem Gedankengut er sich dabei gemeinmacht.“

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